Was ist das – Genu Varum und Genu Valgum?
Die O- oder X-Bein-Fehlstellung des Beines, kann ein- oder beidseitig auftreten. Bis zum 2. Lebensjahr ist eine O-Fehlstellung physiologisch. Im weiteren Verlauf erfolgt etwa bis zum 7. Lebensjahr eine zunehmende Valgisierung, welche letztendlich zu einem X Bein in diesem Zeitraum führt. Ab dem 8. Lebensjahr sollte eine annähernd gerade Beinachse vorliegen. Bei regelmäßiger sportlicher Betätigung z.B. Fußball kann es im weiteren Verlauf des Wachstums wieder zu einer O – Vermehrung kommen, was allerdings eher einer Anpassung des wachsenden Skeletts an die vermehrte Belastung entsprechen dürfte. Je nach Ausmaß der Fehlstellung kann eine solche behandelt werden.
Diagnose:
Bei der Untersuchung gilt es das gesamte Bein zu untersuchen, insbesondere die Füße, da X-Beine oft mit Knick-Senk-Füßen (Pes planovalgus) kombiniert auftreten. Ebenso wichtig ist es die Hüften zu untersuchen, da z.B. Hüftadduktionskontrakturen oder Schädigungen der Wachstumsfugen zu Beinlängendifferenzen und Achsfehlstellungen führen können.
Therapie:
Im Kindesalter können bei geringen Fehlstellungen Einlagen mit entsprechender Korrektur (Erhöhung am Innen- oder Außenrand) ausreichen. Bei starker Fehlstellung kann eine sog. Umstellungsosteotomie am Ort der Achsabweichung oder auch ein Verschluss der Wachstumsfuge erwogen werden. Ein einseitiger Verschluss nutzt die Möglichkeit durch noch vorhandenes Längenwachstum eine biologische Korrektur der Fehlstellung vorzunehmen. Eine solche ist daher logischerweise nur möglich, solange die Wachstumsfuge noch offen und ein entsprechendes Längenwachstum zu erwarten ist.
Beim Erwachsenen kann die Achsfehlstellungen mittels Umstellungsosteotomie beseitigt werden um so eine etwaige frühzeitige Abnützung des Kniegelenkes hintanzuhalten. Eine Fehlstellung birgt nämlich immer das Risiko einer einseitig vermehrten Abnützung und stellt somit eine sog. Präarthrose dar.
Bei einem O-Bein (Genu Varum) erfolgt die Korrektur zumeist mittels einer aufklappenden Tibiaosteotomie (Open-Wedge-Osteotomie, HTO). Dabei wird der Unterschenkel (Schienbein, Tibia) im Bereich der sog. Metaphyse zwischen Schienbein-schaft und –kopf. schräg aufsteigend durchtrennt und in weitere Folge aufgeklappt, bis die erwünschte Korrektur erreicht ist. Zur Komplettierung erfolgt die Sicherung der Osteotomie mittels winkelstabiler Platte.
Bei einem X-Bein (Genu Valgum) erfolgt meistens eine sog. Closing-Wedge (zuklappende Osteotomie) an der Oberschenkelinnenseite. Hierbei wird ein kleiner Knochenkeil aus dem Oberschenkelknochen entfernt und durch Zuklappen nach Entfernung des Knochenkeils die Korrektur erreicht. Abschließend wird auch hier eine winkelstabile Platte benutzt.
Eine Vollbelastung des Beines ist in der Regel nach einigen Wochen wieder möglich. Je nach Körpergröße und Gewicht empfehle ich allerdings in den ersten Wochen eine Entlastung des operierten Beines. Diese erfolgt in aller Regel unter Zuhilfenahme von 2 Unterarmstützkrücken. Sollte eine Metallentfernung nach erfolgter Korrektur aufgrund von Beschwerden von Seiten der Platte gewünscht werden, kann dies nach etwa einem Jahr erfolgen.