Was ist ein Achillessehnenriss?
Die Achillessehne ist eine der kräftigsten Sehnen des menschlichen Körpers. Sie stellt die sehnige Verbindung zwischen Wadenmuskulatur und Fersenbein dar. Die häufigste Rissstelle (Rupturstelle) liegt etwa 4-6 Zentimeter oberhalb ihres Ansatzes am Fersenbein. Bei Jugendlichen kann es vor Abschluss des Wachstum auch zu einem knöchernen Ausriss am Fersenbein (sog. Entenschnabelfraktur) kommen.
Die Achillessehne kann komplett oder auch nur teilweise reißen. Ursächlich kommt es vor allem bei Sprint- und Sprungbelastungen (sog. Stop-and-Go-Sportarten), seltener auch durch ein direktes Trauma zu Rissbildungen der Sehne. In den meisten Fällen bestehen Vorschädigungen (Mikrorisse) oder degenerative Veränderungen (Nekrosen) der Achillessehne, welche dann bei einer abrupten Belastung zu einer kompletten Ruptur führen können. Eine gesunde Sehne reißt fast nie.
Klinik und Diagnose:
Initial berichten Patienten meist über ein knallartiges Geräusch, welches häufig als sog. „Schnalzer“ beschrieben wird. Zudem verspüren die meisten Patienten stechende Schmerzen. Der aktive Zehenstand ist bei Komplettruptur in der Regel nicht mehr möglich. Bei der klinischen Untersuchung zeigt sich zudem eine tastbare Delle unmittelbar über dem Achillessehnenansatz am Fersenbein.
Von Seiten der Bildgebung stellt die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) die Methode der Wahl dar, da sie neben der Darstellung des Risses auch eine dynamische Untersuchung erlaubt. Ergänzend wird eine Röntgenuntersuchung durchgeführt, um etwaige knöcherne Begleitverletzungen auszuschließen. Vor einer etwaigen Operation empfiehlt es sich zudem eine MRT durchzuführen, um zusätzliche degenerative Begleitveränderungen des Sehnengewebes darzustellen und um diese ggfs. in die Operationsplanung miteinzubeziehen.
Therapie:
Frische Rupturen sollten nach initialer Abschwellung möglichst rasch operativ versorgt werden. Ist eine Operation aufgrund von internen Kontraindikationen nicht möglich, kann auch eine konservative Therapie mittels Gips erwogen werden. Die konservative Therapie kann in geübter Hand auch sehr gute Erfolge erbringen, allerdings bedarf diese einer sehr engmaschigen Nachsorge. Regelmäßige Gipswechsel unter Ultraschallkontrolle sollen dazu führen, dass die Rupturenden Stoss auf Stoss zu liegen kommen, um so eine narbige Heilung der Sehne zu ermöglichen. An Operationstechniken stehen etwa die offene End-zu End-Sehnennahttechnik oder minimal – invasive perkutane Nahttechniken zur Verfügung.
Bei älteren Verletzungen, bei denen es durch Verkürzung der nicht mehr aktiven Muskulatur zu einem deutlichen Zurückziehen (Retraktion) der Sehnenteile gekommen ist, müssen plastische Verfahren durchgeführt werden, um die Sehnenenden miteinander vernähen zu können. In den seltenen Fällen eines knöcherner Ausriss am Fersenbein erfolgt je nach Größe des Fragmentes eine Verschraubung.
Nach der Operation wird ein Unterschenkelgips in 20- 30-grädiger „Spitzfußstellung“ bis zur gesicherten Wundheilung (in der Regel 10-12 Tage) angelegt. Wie auch bei der konservativen Therapie, kann im weiteren Verlauf der Nachbehandlung die Spitzfußstellung sukzessive zurückgenommen werden. Im Falle der Naht kann zudem bei kooperativen Patienten die weitere Nachbehandlung gipsfrei mittels eines speziellen Stiefels (z.B Vacuped™ oder Aircastwalker™) erfolgen. Die Dauer der Befristung beträgt üblicherweise 6-8 Wochen.
Gegen Ende der Ruhigstellung können am Fahrrad-Ergometer bereits vorsichtige Koordinations- und Kraftübungen (isometrische Übungen) begonnen werden (unter physiotherapeutischer Anleitung).
Die Nachbehandlung richtet sich dabei nach dem jeweiligen Patienten und seinem Aktivitätszustand. Regelmäßige sportliche Belastung sollten frühestens ab dem vierten Monat durchgeführt werden. „Stop and Go“-Sportarten sowie wettkampfmäßiges Training oder Turniersport sind frühesten nach 6, meist allerdings erst nach 9 Monaten anzuraten.