Was ist eine Chondromalacie-Patellae?
Die sog. Chondropathia oder Chondromalacia patellae stellt eine sehr häufige Erkrankung, vor allem bei Jugendlichen dar. Burschen sind in der Regel häufiger betroffen als Mädchen. Klinisch stehen teils starke Schmerzen im Kniescheibenbereich, besonders beim Bergabgehen, im Vordergrund. Da sich der Schmerz eher diffus auf der Vorderseite des Kniegelenks manifestiert, wird dieses Schmerzbild heutzutage zunehmend als vorderer Knieschmerz oder anterior knee pain beschrieben. Ein Grund dafür ist, dass eine beginnende Knorpelschädigung aufgrund fehlender freier Nervenendigungen im Knorpel in der Regel nicht schmerzhaft und daher die alte Bezeichnung Chondropathia patellae eher irreführend ist. Die Ursache des Schmerzbildes bleibt weiterhin unklar, wobei die anfangs dafür verantwortlich gemachte Schädigung des Knorpels der Kniescheibe (retropatellarer Knorpel) zunehmend bezweifelt wird. Diskutiert werden heute vielmehr Störungen des Aufhängeapparates und der Bänder im Kniescheibenbereich, welche möglicherweise die Schmerzen verursachen.
Diagnose:
Klinisch wird die Diagnose durch den sog. Zohlentest erhärtet. Dieser ist hochgradig positiv, wenn es zu starken Schmerzen beim Anpressen der Patella und gleichzeitiger Anspannung des Musculus quadriceps kommt. Der Test selbst ist sehr unspezifisch und fast immer positiv, weshalb eine klare Zuordnung des Schmerzes klinisch nicht eindeutig festzustellen ist. Die Diagnose richtet sich dennoch in erster Linie nach der Klinik und im Sinne des Ausschlusses anderer Erkrankungen des Kniegelenkes. Im Rahmen Letzterer kann nebst der Klinik eine Bildgebung (Röntgen und MRT) durchgeführt werden. Eine MRT ist in den meisten Fällen nicht zwingend notwendig, kann aber bei anhaltenden therapieresistenten Schmerzen erfolgen.
Therapie:
Die Therapie erfolgt meist konservativ mit einer aktiven und passiven Heilgymnastik. Im Vordergrund stehen hierbei die Kräftigung des Musculus quadriceps femoris durch exzentrische Belastung sowie die gleichzeitige Dehnung des Muskels bzw. dessen Ursprung und Ansatzes um so den Anpressdruck an der Kniescheibe zu verringern. Ähnliches soll durch die leichte Vorverlagerung des Körperschwerpunktes beim Stiegensteigen oder Bergabgehen bewirkt werden. Zudem können physikalische Anwendungen wie Salicylat-Iontophorese, Elektrotherapie und Fango-Packungen verordnet werden.
Die lokale oder systemische Anwendung von schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten kann ebenfalls hilfreich sein. Auch Kinesio-Taping und Querfriktionen haben sich in den letzten Jahren als gute Therapiemöglichkeit für dieses Schmerzsyndrom entwickelt.
Eine operative Therapie ist nur sehr selten nötig. Eine solche kann bei vermehrter Lateralisation der Patella (die Kniescheibe läuft etwas weiter auf der Außenseite des Oberschenkels) oder bei fortgeschrittenen Knorpelschäden im Bereich des Femoropatellargelenkes indiziert sein. Ersterer kann im Sinne einer Zügelung, welche entweder durch einen Weichteil- oder knöchernen Eingriff erzielt werden kann, korrigiert werden. Bei Knorpelschädigungen steht die Therapie im Sinne der Behandlung der Arthrose im Vordergrund.