Ellenbogenschmerzen
Schmerzen im Ellbogen betreffen meist die Innen- oder Aussenseite des Ellbogens und spiegeln hierbei vielfach Überlastungssyndrome wieder. Neben muskulären Problemen können auch sog. Nervenengpasssyndrome zu Schmerzen im Bereich des Ellbogens Anlass geben. Zudem gibt es degenerative Prozesse, welche letztendlich in dem Bild einer Ellbogengelenksarthrose münden. Auch hier werden primäre, welche in der Regel selten sind, von sekundären Formen der Arthrose unterschieden.
Tennisarm und Golferellbogen
Was ist das – Tennisarm und Golferellbogen?
Der Sog. Tennisarm bzw. -ellbogen (Epicondylitis humeroradialis) und Golferellbogen (Epicondylitis humeroulnaris) äußert sich durch Schmerzen im Bereich der Ellbogenaußen- respektive der Ellbogeninnenseite – vor allem beim Heben und Tragen von Gegenständen. Die Beschwerden werden zumeist durch einseitige Überlastung ausgelöst und müssen nicht zwingend mit den Sportarten Tennis oder Golf assoziiert sein. Eine entzündliche Komponente, wie dies aus dem Namen abzuleiten wäre, findet sich, wenn überhaupt nur im Anfangsstadium der Erkrankung. Die Überbeanspruchung betrifft im Falle des Tennisellbogens den Ursprung der Unterarmsteckmuskulatur bzw. der sog. radialen Muskelgurppe (Musculus extensor carpi radialis brevis und longus). Beim Golferellbogen ist der Ursprung der Unterarmbeugemuskulatur betroffen. Die Überbeanspruchung führt mit Fortdauer der Beschwerden zu degenerativen Veränderungen am Sehnengewebe. Diese führen wiederum zu einer Schwächung er Muskulatur und damit zu einer fehlgeleiteten Heilungsantwort (sog. „failed healing response“) des betroffenen Körperabschnitts. (siehe Abbildung)
Cook et al., Br. J. Sports Med. 2009
Klinik und Diagnose:
Klinisch steht der Druckschmerz über dem jeweiligen Muskelursprung im Vordergrund. Beim Tennisellbogen kommt es zudem zu einer Schmerzprovokation bei Streckung des Mittelfingers gegen Widerstand. Drehbewegungen wie z. B das Öffnen von Konservengläsern führen ebenfalls zu einer Schmerzverstärkung. Beim Golferellbogen hingegen zeigt sich eine Schmerzprovokation bei forcierter Handgelenksbeugung und Beugung im Mittelhandbereich.
Neben der klinischen Untersuchung sollten immer Röntgenaufnahmen des Ellbogens zum Ausschluss von knöchernen Begleitveränderungen durchgeführt werden. In seltenen Fällen vor allem bei therapierefraktären Verläufen kann auch eine Magnetresonanzuntersuchung veranlasst werden.
Therapie:
Wie bei allen Überlastungen stehen Belastungsmodifikationen und lokale ggfs. auch systemische schmerz- und entzündungshemmende Medikamente im Vordergrund. Zudem sollte eine physikalische Therapie nebst aktiver physiotherapeutischer Anleitung zu Dehnungsübungen der Muskeln erfolgen. Bei den Dehnungen sollten neben passiven Dehnungen auch aktive Komponenten wie eine exzentrische Belastung berücksichtigt werden. In Einzelfällen könne auch Infiltrationen des Sehnenursprunges (Schmerzmittel und Kortison) durchgeführt werden.
Die extrakorporale Stoßwellentherapie(ESWT) stellt eine weitere hervorragende Ergänzung in der Therapie dar. In ausgeprägten Fällen können im Sinne des Schutzes der Muskulatur auch Orthesen oder anderer Heilbehelfe wie z.B. eine Pelottenbandage oder eine eine Epicondylitisspange getragen werden.
Sollten die konservativen Therapien zu keiner ausreichenden Linderung der Beschwerden führen, bleibt als letzte Wahl noch die Operation. Je nach Technik wird hierbei der Ursprung der Muskulatur gekerbt und ggfs. noch eine Denervierung der umliegenden sensiblen Hautnerven zur Schmerzreduktion durchgeführt (Denervation nach Wilhelm).
Ellenbogenarthrose
Was ist eine Ellenbogenarthrose?
Die Arthrose des Ellbogens entsteht zumeist sekundär. Ursache hierfür sind zumeist vorangegangene Unfälle oder Veränderungen im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis.
Was wir empfehlen:
Wie immer erfolgt zunächst eine konservative Therapie mit lokal und systemisch angewandten schmerz –und entzündungshemmenden Medikamenten. Ergänzend werden physikalische Maßnahmen durchgeführt. Nach Ausschöpfen der konservativen Maßnahmen kann eine sog. Arthrolyse zur Verbesserung der Beweglichkeit durchgeführt werden. Letztendlich bleibt noch der endoprothetische Gelenksersatz, welcher im Vergleich zu der Hüfte und Knie allerdings mit deutlich mehr Komplikationen und einer kürzeren Standzeit der Prothesen verbunden ist.
Sulcus nervi ulnaris Syndrom
Was ist ein Sulcus nervi ulnaris syndrom?
Durch seine unmittelbar unter der Haut gelegene Lage ist der Nervus ulnaris in seiner Rinne (Sulcus) unmittelbar hinter dem medialen Humerusepicondyl (sog. „narrisches Bein“ oder „Musikantenknochen“) für Druckschädigungen sehr gefährdet. Das Syndrom zählt zu den Nervenengpasssyndromen und betrifft den inneren Aspekt des Ellbogens.
Klinik und Diagnose:
Klinisch zeigt sich der Nerv in seinem Verlauf innenseitig am Ellbogen druckschmerzhaft. Kribbelparästhesien („Ameisenlaufen“) im Bereich des 4. und 5. Fingers sind typisch. Diese können bei Überstreckung des Ellbogens noch verstärkt werden. Ein weiteres klinisches Kriterium ist ein sog. positives Tinel-Hoffmann- Zeichen im Verlauf des Nervs (Auftreten der Kribbelparästhesien bzw. elektrisierende Beschwerden entlang des medialen Unterarmes sowie des 4. und 5. Fingers beim Beklopfen des Nervs). Zum Ausschluss einer knöchernen Enge oder eines Sporns empfiehlt es sich ein Röntgen des Ellbogens durchzuführen. Zusätzlich sollte eine elektroneurographische Untersuchung (Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) und ein Elektromyogramm (EMG)) durchgeführt werden, wobei es auch sog. elektronegative Formen des Sulcus nervi ulnaris Syndroms (SNUS) gibt.
Therapie:
Bei entsprechenden Beschwerden erfolgt in der Regel eine operative Freilegung des Nervs. Eine ausgiebige Neurolyse muss ebenso wie eine etwaige Vorverlagerung des Nervs in die Ellenbeuge nur in Ausnahmefällen erfolgen. Postoperative kann eine kurzfristige Ruhigstellung mittels Korkschiene oder Orthese erfolgen. Eine solche ist allerdings nicht zwingend notwendig. Die Sensibilitätsstörungen bilden sich meist erst nach einigen Wochen oder Monaten – . Nachtschmerzen, falls vorhanden, – bilden sich meist deutlich schneller zurück.