Was ist Osteochondritis dissecans?
Bei der OD handelt es sich ähnlich wie beim Morbus Ahlbäck um eine vermeintliche Minderdurchblutung des kniegelenknahen Oberschenkelknochens. Als Folge dieser kommt es zu einem Absterben (Nekrose) des Knorpels und des Knochens – meistens im inneren unteren Bereich des Oberschenkelknochens (medialer Femorcondylus). Die Ursachen sind unbekannt. Die Erkrankung tritt typischerweise im jugendlichen Alter auf, wird jedoch häufig erst später diagnostiziert. Im Rahmen der Minderdurchblutung kann es an der Grenzschicht zwischen Knorpel und Knochen (sog. Knorpel-Knochengrenze oder osteochondrale Grenzlamelle) zu einer Loslösung von Knorpelteilen kommen. Diese kommen dann als sog. freie Gelenkskörper im Kniegelenk zu Liegen. Durch die mechanische Irritation des Gelenkes kann ein solcher Gelenkskörper auch immer wieder Reizergüsse und Blockaden (Bewegungseinschränkungen) verursachen. In weiterer Folge kommt es zu einer frühzeitigen Abnützung des Gelenkes im Sinne einer sekundären Arthrose.
Diagnose:
Im Frühstadium (Nekrose) treten nur selten Beschwerden auf. Erst im späteren Krankheitsverlauf kommt es zu belastungsabhängigen Knieschmerzen mit rezidivierenden Ergüssen, welche meist durch die Loslösung von Knorpelteilen bedingt sind. In der Anfangsphase (Stadium I und II) sind Veränderungen lediglich in der MRT zu sehen. Bei zunehmender Loslösung des Knorpels (Stadium III und IV) werden die Veränderungen auch im Röntgen sichtbar. Mittel der Wahl zur Sicherung der Diagnose vor allem bei anhaltenden Schmerzen stellt nach initialem Röntgen die MRT dar.
Therapie:
Im Frühstadium (Stadium I und II) kann bei Auftreten der Beschwerden das Knie mithilfe einer Orthese stabilisiert werden. Das Gelenk sollte zudem geschont werden, wobei hier in erster Linie dem Schmerz Rechnung getragen wird. Sollten normale Belastungen nicht übertrieben schmerzhaft sein, kann eine Teilentlastung ausreichen. Auf Sprung- und Laufsportarten sollte allerdings verzichtet werden. Wie in vielen anderen Bereichen steht eine Belastungsmodifikation im Vordergrund. Bei deutlichen Beschwerden kann in Einzelfällen auch in frühen Stadien eine OP in Erwägung gezogen werden. In diesen Fällen wird im Stadium I (beginnende Nekrose des Knochens ohne Beteiligung des Knorpels) eine sog. retrograde Bohrung, das heißt von außerhalb des Gelenkes durchgeführt. Diese soll eine Einblutung in das nekrotische Areal ermöglichen und so durch Rekrutierung von Stammzellen eine Reparation herbeiführen. Im Stadium II, wo sich bereits zu der Knochennekrose Veränderungen am Knorpel bilden, kann je nach Schwere der Knorpelschädigung, eine solche Bohrung auch von der Gelenksseite (sog. anterograde Bohrung) durchgeführt werden.
Sofern sich schon Knorpelteile ablösen, wird versucht, die freien Gelenkskörper mittels spezieller Stifte oder Pins zu refixieren (Stadium III und IV). Sind sie nicht mehr zu fixieren, wird das Abstoßungsareal geglättet und dann mittels Pridie-Bohrung (Anbohrung des Areals über die Gelenksfläche, anterograde Bohrung) behandelt. Dadurch wird die Bildung eines Ersatz- oder Regeneratknorpels, welcher allerdings zum Unterschied vom hyalinen Gelenksknorpel aus minderwertigem Faserknorpel besteht, gefördert.
Weitere Möglichkeiten sind sog. Zylindertransplantation (OTC oder OATS, osteochondrale Transplantation) von Knorpelknochenzylindern oder Transplantation von vorher entnommenen und gezüchteten Knorpelzellen (ACT oder MACI, autologe Chondrozytentrans- oder implantation).