Was ist eine Patellaluxation?
Eine Ausrenkung der Kniescheibe aus ihrem Gleitlager am Oberschenkel (Femur) wird Patellaluxation genannt. Diese Luxation tritt faktisch immer nach außen auf. Mädchen vor dem 20. Lebensjahr sind am häufigsten betroffen. Unterschiedliche Ursachen können dazu führen: Gleitlager- oder Patella-Fehlbildung (Dysplasie), ein zu überstreckbares Knie aufgrund einer allgemeinen Lockerheit von Bändern (Hyperlaxität der Bänder bzw. Genu recurvatum) oder ein Einriss des inneren Aufhängeapparates der Kniescheibe (mediales Retinaculum bzw. sog . mediales patellofemorales Band, MPFL). Weiters kann ein X-Fehlstellung begünstigend wirken. Unterschieden werden zudem traumatische und spontane bzw. habituelle Luxationen. Letztere treten ohne äußere Krafteinwirkung auf und führen meist zu wiederkehrenden (rezidivierenden) Luxationen.
Diagnose?
Die Diagnostik erfolgt durch Röntgen und Magnetresonanztomographie (MRT). Im Röntgen wird eine sogenannte Patella-Defilée-Aufnahme in 30 -, 60 – und 90 – Grad-Beugung durchgeführt. In dieser kann eine Abweichung der Kniescheibe nach außen, sog Lateralisationstendenz und knöcherne Veränderungen im Gleitlager der Kniescheibe gesehen werden. Im Röntgen sowie in der MRT können zudem das Ausmaß der Arthrose des Femoropatellargelenkes sowie etwaige Läsionen an der Knochen-/Knorpel-Grenze (osteochondrale Läsion, flake fracture) gesehen werden.
Was wir empfehlen:
Nach einer ersten Ausrenkung (Erstluxation) ohne begleitende Knorpelverletzungen kann eine Ruhigstellung in einer Knie-Orthese oder Gipshülse für vier bis sechs Wochen ausreichend sein. Zeitgleich sollte auch ein intensiver Muskelaufbau – vor allem der vorderen Oberschenkelmuskulatur (Musculus Quadriceps) aber auch der Gegenspieler (Antagonisten), also der hinteren Oberschenkelmuskulatur (v.a. Musculus Biceps femoris) – durchgeführt werden. In der Vergangenheit wurde insbesondere der Aufbau des innenseitigen Quadriceps (Musculus vastus medialis und hier vor allem die untersten quer verlaufenden Faserbündel, sog. Musculus vastus medialis obliquus Anteil) propagiert um so eine zusätzliche Zügelung der Kniescheibe zu ermöglichen.
Nur wenn diese konservative Therapien nicht reichen, ist eine Operation notwendig. Hier wird zwischen Weichteiloperationen und knöchernen Eingriffen unterschieden. Die mittlerweile am häufigsten durchgeführte Operation ist die sog. MPFL-Rekonstruktion, bei der eine knienahe Sehne, meistens die Semitendinosus-Sehne, durch die Kniescheibe geschlungen und an der Innenseite des Oberschenkels fixiert wird. Diese Operation zeigt die größten Erfolgsaussichten. Patienten sind nach Abschluss der Therapie in der Regel schmerz- und beschwerdefrei. Als knöcherne Eingriffe stehen eine Versetzung des Patellasehnenansatzes nach innen (medial) sog. Versetzung der Tuberositas tibia nach Elmslie-Trillat oder nach Fulkerson, oder eine Verbesserung der knöchernen Gleitrinne für die Kniescheibe bei Trochleadysplasie, eine sog. Trochleaplastik, zur Verfügung. Eine vorausgegangene Schädigung des Knorpels im Rahmen der Erst – oder Mehrfachluxation kann allerdings nicht rückgängig gemacht werden, weshalb ein erhöhtes Risiko eine frühzeitige Arthrose des Patellofemoralgelenkes zu erleiden, lebenslang bestehen bleibt.