- Verletzungen des Innenbandes
Das innere (mediale) Seitenband (Ligamentum collaterale tibiale oder mediale, LCM) stabilisiert das Kniegelenk auf dessen Innenseite. Bei Verletzungen des medialen Kapselbandapparates kommt es zu Druckschmerz und Schwellungen im Verlauf des Bandes. Das Innenband (LCM) teilt sich grob in einen oberflächlichen und tiefen Anteil. Der tiefe Anteil ist mit dem Innenmeniskus verbunden, was häufig zu Begleitverletzungen dieser Struktur führt. Klinisch gehen Verletzungen des oberflächlichen Anteils meist mit einer Schwellung außerhalb des Kniegelenkes einher, wohingegen Verletzungen des tiefen Anteils vor allem in Kombination mit Meniskusverletzungen zu einem Gelenkserguss (Hydrops, intrartikulärer Erguss) führen.
Diagnose:
Ist bei leicht gebeugtem Knie eine vermehrte Aufklappbarkeit möglich (vor allem bei mittlerer Beugung von ca. 25°–35°), wird eine Seitenbandverletzung vermutet. Die Differenzierung in Streck- und 20-30° Beugestellung ermöglicht eine Unterscheidung einer zusätzlichen Verletzung des Kapselapparates, welche klinisch durch eine zusätzliche Aufklappbarkeit in Streckstellung auffällt.
Das Ausmaß wird ähnlich wie bei der Verletzung des Kreuzbandes in mm angegeben und immer im Seitenvergleich getestet (+ pos- 0-5mm;
++ pos- 5-10mm und +++ pos. >10mm aufklappbar). Neben der klinischen Untersuchung sollte immer ein Röntgen und ggfs. ein MRT veranlasst werden. Ersteres dient wie so oft zum Ausschluss von knöchernen Begleitverletzungen und Letzteres ermöglicht eine genaue Darstellung des Kapselbandapparates. Sowohl klinisch als auch radiologisch hat sich zudem eine 3 teilige Graduierung durchgesetzt. Eine Läsion 1. Grades beschreibt hierbei eine Zerrung des Bandes. Eine Läsion 2. Grades beschreibt einen Teilriß des Bandes (Partialruptur). Die 3. gradige Läsion ist eine Komplettruptur mit Kontinuitätsunterbrechung des Bandes.
Therapie:
Bei 1. und 2. gradigen Bandverletzung ist eine frühfunktionelle Therapie empfehlenswert: Ruhigstellung mit Hilfe einer Knie-Immobilisationsschiene (in den meisten Fällen eine Schiene) mit einem sperrbaren Scharniergelenk, Kühlung und medikamentöse Schmerztherapie. Ein operativer Eingriff ist nur bei größeren knöchernen Seitenbandausrissen oder bei Verletzungen von mehreren Bändern notwendig (sog. multidirektionale Instabilität). Bei kombinierten Bandverletzungen insbesondere bei Kombination mit Kreuzbandrissen ist meist nur die Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes zur Rekonstruktion des zentralen Pfeilers nötig. Diese erfolgt meist nach erfolgter konservativer Therapie der Seitenbandverletzung.
- Laterale Kapselbandverletzungen
In Anlehnung an die Verletzungen des Innenbandes erfolgt die Diagnostik und Therapie der Verletzungen des lateralen (äußeren) Kapselbandapparates. Verletzungen des lateralen Seitenbandes (Lig. collaterale fibulare oder laterale, LCL) treten im Vergleich zu Verletzungen des Innenbandes seltener auf. Im Falle einer Verletzung des Außenbandes (LCL) kommt es nahezu immer auch zu Verletzungen der hinteren, äußeren Kapsel (sog. postero-lateralen Kapselecke, oder engl. posterolateral corner, PLC). Wie bei Verletzungen der medialen Kapsel, fällt eine solche bei zusätzlicher Aufklappbarkeit in Streckstellung des Kniegelenkes auf. Erschwerend kommen bei Verletzungen des äußeren Kapselbandapparates durch seine enge Lagebeziehung häufig Begleitverletzungen des Nervus peroneus hinzu.
Diagnose:
Die Diagnose gliedert sich in klinische Untersuchung und radiologische Abklärung und erfolgt in Anlehnung an die Innenbandverletzung.
Therapie:
Bei einer rein lateralen Verletzung erfolgt meist eine konservative Therapie mittels Ruhigstellung, Kühlung und Schmerzmittel. Bei Kombinationsverletzungen insbesondere bei Verletzungen der hinteren Kapselecke mit anhaltender Instabilität sind aufwendigere Rekonstruktionen notwendig.